100 Jahre biodynamische Landwirtschaft – gemeinsam Zukunft gestalten!

Feierliches Jubiläumsfest des Demeter Landesverbandes Baden-Württemberg e.V

Mittagessen, Gemeinschaft, Sonne, Begegnung

Zeit für Genuss der hofeigenen Produkte und Gelegenheit für Gespräche auf dem Dorfplatz der Gemeinschaft Tennental, Deckenpfronn.

Mit rund 150 Menschen war die Veranstaltung gut besucht. Mitglieder aus der Erzeugung, der Verarbeitung und dem Handel sowie Interessierte und Fans der biodynamischen Landwirtschaft nutzten den Tag in der Dorfgemeinschaft Tennental, Deckenpfronn, für ein Wiedersehen, fachlichen Austausch und die Begegnung in feierlicher und auch fröhlicher Stimmung.

In ihren Begrüßungsreden betonten Dr. Christoph Reiber vom Demeter Landesverband Baden-Württemberg und Cordula Rutz vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) die wichtige Bedeutung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der guten Zusammenarbeit zwischen den Bio-Verbänden und der Politik für eine nachhaltige Entwicklung des Ökolandbaus.

Das Fest wurde von drei spannenden Impulsvorträgen umrahmt, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Entwicklung der Biodynamischen Wirtschaftsweise beschäftigten. Rudolf Steiner entwickelte vor 100 Jahren in seinen landwirtschaftlichen Vorträgen die grundlegenden Praktiken der biodynamischen Landwirtschaft. Diese werden heute noch von den Demeter-Mitgliedern umgesetzt und gemeinsam mit der Wissenschaft weiterentwickelt.

Voller Saal mit Zuhörenden beim Vortrag von Albrecht Schad, Autor des Buches "Vom Leben unserer Erde".

Autor Albrecht Schad (Buch: Vom Leben unserer Erde - Liebeserklärung an unseren Heimatplaneten) bei seinem Vortrag.

Als erster Vortragender an diesem besonderen Tag spannte Prof. Dr. Albrecht Schad, Herausgeber des Buches „Vom Leben unserer Erde – eine Liebeserklärung an unseren Heimatplanten“, den weiten Bogen von der Entstehungsgeschichte der Erde, über die Entstehung der Menschheit, bis hin zur Notwendigkeit des Zusammenwirkens des Menschen mit der Natur. Sein Fazit: Die Lebewesen sind alle miteinander vernetzt, auch die Landschaften. Alle Prozesse auf der Erde sind Teile von Lebensprozessen: “Der Holobiont Erde versorgt aus seiner peripher bleibenden Sphäre des Lebens, die wir hier immer wieder Erdentrophoblast genannt haben, die zentrischen Wesen mütterlich mit allem, was sie zum Leben brauchen. Umgekehrt bedanken sich die zentrischen Lebewesen bei “Mutter Erde” dadurch, dass sie den Erdentrophoblasten verändern und erneuern.” Ein Holobiont ist ein biologisches Konzept, das ein Lebewesen und die Gemeinschaft der Mikroorganismen, die in symbiotischer Beziehung mit ihm leben, als eine Einheit betrachtet. Diese Gemeinschaft funktioniert als ein integriertes System, wobei die Mikroorganismen eine wichtige Rolle in der Gesundheit, Entwicklung und Funktion des Hauptorganismus spielen.

Nach einem leckeren gemeinsamen Mittagessen mit hofeigenen Produkten folgte die inhaltliche Weiterführung durch Dr. Jürgen Fritz. Er stellte seine aktuellen Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen der Biodynamischen Präparate auf Bodeneigenschaften vor, an denen er seit 2015 an der Universität Kassel/Witzenhausen forscht. Dabei ging er auf die biodynamische Beimpfung des Bodens mit Bakterien und Pilzen ein und erklärte, wie die biodynamischen Präparate das Boden-Mikrobiom beeinflussen, damit die Pflanzen besser mit Wachstumsstress umgehen können. 

Vortrag von Dr. Jürgen Fritz

Dr. Jürgen Fritz mit Forschungsergebnissen zur Auswirkung von Biodynamischen Präparaten auf Bodeneigenschaften.

Fragerunde an Martin von Mackensen moderiert von Demeter Landesvorstand Klaus Wais

Frage- und Austauschrunde nach dem Vortrag von Martin von Mackensen (rechts im Bild) moderiert von Demeter Landesvorstand Klaus Wais (links im Bild)

Zum Abschluss sprach Martin von Mackensen über den achten landwirtschaftlichen Vortrag von Rudolf Steiner. Der gelernte Landwirt und nun seit vielen Jahren Dozent und Vorstand der Landbauschule Dottenfelderhof e.V. sowie Leiter der dazugehörigen staatlich anerkannten Fachschule für biodynamischen Landbau betonte die heute noch besondere Rolle der Wiederkäuer. Diese tragen durch ihren Dung zur Humusbildung bei und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur CO2-Einlagerung. Durch die Wiederkäuer wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht und CO2 aus der Luft fixiert.

Nach all diesen Impulsen gab es Musik von der Jugband Colline Metallifere. Bandleader Wolfgang Scheibe war früher selbst als landwirtschaftlicher Berater für Demeter-Betriebe in Baden-Württemberg tätig. 

Besonderer Dank gilt Alexander Thierfelder und dem Team der Dorfgemeinschaft Tennental, die das gelungene Fest auf dem Betrieb tatkräftig unterstützten und diesen Tag durch das leckere hofeigene Essen, die schönen Räumlichkeiten, Kutschfahrten und interessanten Hofführungen abgerundet haben.

Das Jubiläumsfest zeigte eindrucksvoll, wie wichtig und höchst aktuell die biodynamische Landwirtschaft nach 100 Jahren ist. Die Vorträge und Diskussionen verdeutlichten, dass die Prinzipien Rudolf Steiners nicht nur historische Bedeutung haben, sondern gerade heute eine entscheidende Rolle für eine nachhaltige und umweltfreundliche Landwirtschaft spielen. Die Veranstaltung bot nicht nur Raum für fachlichen Austausch, sondern auch für persönliche Begegnungen und das Kennenlernen der Dorfgemeinschaft Tennental. Gemeinsam wurde ein bedeutender Meilenstein gefeiert und der Blick auf eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung gerichtet.

Musik von Colline Metallifere

Jugband Colline Metallifere, 4-köpfige Band aus der toskanischen Maremma - die Musik lädt zum Tanzen ein.